Wenn wir Yonathan anschauen, überkommt uns immer wieder die Wut. Er gehört zu den armen Kreaturen, die aufgrund ihres
Alters einfach entsorgt werden - weggeworfen wie ein Stück Müll. Den kleinen Mann fanden wir Mitte August 2009 nachmittags
vor unseren Tierheimtoren - angebunden während des Tierheimbetriebs, ohne dass jemand Bescheid gesagt oder einer von uns es gemerkt
hätte. Völlig verängstigt und verstört hing er am Zaun, ein blindes, orientierungsloses Häufchen Elend, das
fast verrückt war vor Angst, weil er die ganze Bellerei um sich herum nicht einsortieren konnte.

Bisher hat Yonathan mit Sicherheit immer in einer Wohnung gelebt, denn er findet das Laufen auf dem Kies furchtbar und die Unruhe um
ihn herum macht ihm schwer zu schaffen. Seit er weiß, wo im Canile der Eingang zum Büro ist, versucht er, dort hinein zu
kommen. In die sichere Nähe von Menschen, die ihn vor der fremden Umgebung und der Unmenge großer Hunde beschützen
können. Mit Menschen ist er liebevoll-sanft verschmust, er möchte immer bei ihnen sein und verkraftet die Trennung nur schwer.
Anderen Hunden weicht er momentan meistens aus, er kann ja nichts sehen und sie machen ihm daher Angst. Allerdings ist er auch mit
Abstand der kleinste Canilebewohner, seine Furcht ist daher verständlich. In ruhigerer Umgebung wird er sehr viel besser mit
seinen Artgenossen klar kommen.

Yonathans Gesundheitszustand ist altersbedingt nicht mehr der beste: Er ist zumindest auf einem Auge (aber vermutlich auf beiden) blind,
seine Zähne sind in schlechtem Zustand und müssen saniert werden. Allerdings scheint er laut Tierarzt ein gesundes Herz zu
haben, sein Appetit ist bestens und er macht ansonsten einen fitten Eindruck. Unter besseren Bedingungen als im Tierheim kann er
durchaus noch eine ganze Weile glücklich leben - das Canile wird ihn aber binnen kurzer Zeit umbringen, wenn er dort nicht raus
kommt.
Yonathan braucht also dringend ein eigenes Zuhause, wo er wieder aufatmen und sich sicher fühlen kann. Ein klitzekleines
Plätzchen auf dem Sofa würde ihm ja schon genügen, Hauptsache es ist warm und trocken und jemand ist da, der Zeit
für ihn hat und ausgiebig mit ihm kuschelt. Er braucht in seiner Umgebung keine anderen Tiere, die Zuwendung von Menschen ist
das einzige, wonach er hungert. Seine Menschen sind sein Bollwerk gegen die angsteinflößende, laute und für ihn
mittlerweile unsichtbare Welt - mehr als Liebe und Geborgenheit braucht er nicht, um wieder glücklich zu werden. Wer
ermöglicht dem kleinen Kerlchen einen würdigen Lebensabend in Ruhe und Liebe?
September 2009:
Yonathan hat in Mandy Maier eine liebe Patin gefunden, die ihm finanziell unter die kurzen Arme greift.
Yonathan hat Canalba verlassen und ist bei einer lieben Familie in Remscheid eingezogen.
Er hat dort das würdige Erbe des kürzlich
verstorbenen Pepelino angetreten.
Vermittelt am 20. November 2009