Banner

12. Juni 2011

Francesco M. L.

Francesco M. L. Als er ankam, stiegen uns die Tränen in die Augen. Er stand vor uns, abgemagert bis auf die Knochen, voller Wunden und Narben, staubig und schuppig, mit riesigen Liegeschwielen und toten Augen - der ganze Hund ein Bild des Jammers. Er muss einmal sehr schön gewesen sein, dieser reinrassige Boxer in seinem seltenen, dunklen Outfit. Und sehr lieb, denn das ist er heute noch. Warum solch ein Tier fast zu Tode gequält wird, wird uns immer ein Rätsel bleiben.

Was der Rüde genau erlebt hat, als er noch in Controguerra lebte, werden wir wohl kaum mehr erfahren. Aber mit Sicherheit hat er sein Leben lang weggesperrt und unbeachtet in irgend einem kleinen Zwinger verbracht, ohne ausreichend Fressen und Wasser. Er wirkte völlig teilnahmslos, sein Blick ging ins Leere, langsam aber ohne Ziel lief er unablässige, unruhige Runden in seinem Gehege. Wenn man ihn anfasste oder versuchte, ihn zu streicheln, schaute er kurz auf und hielt still, aber auch das schien ihn kaum zu erreichen.

Francesco M. L. Der Zustand des Rüden war besorgniserregend, so mager war er am ganzen Körper und so desolat war sein psychischer Zustand. Seine Wunden waren schon alt und resultierten vor allem vom Liegen auf hartem und kaltem Beton. Vermutlich hatte er nie so etwas wie Fürsorge kennengelernt, nie etwas Weiches gehabt, auf dem er liegen konnte, keine streichelnden Hände erlebt, die seine Einsamkeit hätten erhellen können. Er war nicht nur körperlich völlig herunter gekommen, sondern auch seelisch komplett am Ende. Lange hätte er sein altes Leben nicht mehr durchhalten können.

Als erstes wurden seine Wunden versorgt, er bekam ausreichend Futter und Wasser (beides rührte er anfangs kaum an) und eine weiche Unterlage, mit der er vorerst nicht einmal etwas anfangen konnte. Durch seine liebe, (wenn auch völlig unbeteiligte) Art, hatte er bald viel Besuch in seinem Gehege und jeder, der vorbei kam, nahm sich die Zeit, den armen Kerl zu streicheln und aufzumuntern.

Er wurde auf den Namen Francesco M. L. getauft, nach dem Mann, der nach dem Anblick der ersten Bilder des geschundenen Wesens spontan sein erster Pate wurde.

Es dauerte ein paar Tage, bis er langsam anfing, zu begreifen, dass nun bessere Zeiten angebrochen waren. Sein Blick wurde klarer und er ließ deutlich Freude erkennen, wenn jemand zu ihm kam. Seine Ruhelosigkeit wich Interesse an der Umwelt und er fing an, sich ein gemütliches Schläfchen auf weichen Unterlagen zu gönnen. Alles, was für einen Hund normal sein sollte, musste er erst mühsam begreifen, sein Glück fassen.

Mittlerweile geht es Francesco deutlich besser. Man kann nach der kurzen Zeit, die er jetzt da ist, noch nicht sagen, dass er sichtbar zugenommen hätte, aber seine gesamte Konstitution hat sich zum Positiven gekehrt. Vor allem aber kann er sich schon wieder ein klein wenig über Dinge freuen, genießt es, wenn sich jemand um ihn kümmert und quittiert das Interesse der Menschen mit beginnender Dankbarkeit.


Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L.
Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L. Francesco M. L.

Wir wissen nicht, ob es irgendwo jemanden gibt, der gewillt ist, sich des Hundes anzunehmen und ihn zu adoptieren, so wie er jetzt ist. Er wird noch lange brauchen, bis die Spuren seiner schrecklichen Vergangenheit an seinem Körper verblassen werden, bis er wieder als wohlgenährtes, glänzendes Muskelpaket über grüne Wiesen laufen kann. Es wäre ein Segen für ihn, eine Familie zu finden, die ihn wieder aufpäppelt, ihm Liebe und Geborgenheit schenkt und ihn für das entschädigt, was andere Menschen ihm angetan haben. Sicherlich würde er sich in solch einer Umgebung wesentlich schneller erholen, als wenn er weiterhin im Canile blieben muss. Und er würde es mit unverbrüchlicher Treue und Dankbarkeit belohnen, da sind wir sicher.

Für den Fall, dass sich solche Menschen nicht finden, würde er sich aber auch sehr über Paten freuen, die ihn hin und wieder mit einem Geschenk beglücken und seinen Genesungsprozess auch finanziell unterstützen.

Eins wissen wir ganz sicher: Jedes bisschen Liebe, das in Francesco M. L. investiert wird - egal ob aus der Ferne oder direkt vor Ort - wird ein klein wenig von dem Schlechten wieder gut machen, das bisher sein Leben darstellte. Und er wird es mit seiner sanften Art, Liebe zurück zu geben, wieder gut machen.


Francesco "M. L.", so heißt Francescos erster Pate. Für seine Initiative sind wir ihm sehr dankbar.

- Und wir hoffen, dass weitere folgen. adopTiere e.V.

Francesco M. L. und Charlotte


Francesco M.L. hat herausgefunden, wie man eine Patenschaft noch steigern kann:
indem man in eine eigene Familie zieht!


Vermittelt im Juli 2011



zurueck