Eigentlich sollte der Name eines Tieres Programm sein - aber bei Carramba verhält es sich anders herum. Er hat seinen
heißblütigen Namen in der Hoffnung bekommen, dass dieser ein wenig auf ihn abfärbt und ihm Mut verleiht. Aber
auch, weil er uns sehr an einen wundervollen, vor einigen Jahren verstorbenen Maremmanorüden desselben Namens erinnert.
Aber fangen wir mit Carrambas Geschichte von vorn an.
Der weiße Teddybär landete bei uns, nachdem das Privattierheim, in dem er den Anfang seines Lebens verbrachte,
konfisziert wurde. Wenn italienische Behörden einen solchen Schritt unternehmen, sind die Bedingungen, unter denen die Tiere
dort vor sich hin vegetieren, für deutsche Verhältnisse so unfassbar grausam, dass wir uns hier Einzelheiten sparen
wollen. Aber die Hölle, durch die Carramba gegangen ist, merkt man dem Kerlchen in jeder Sekunde seines Lebens an.
Übergeben wurde er uns mit den Worten, dass es sich um einen bösartigen Rüden handeln würde, den wir mit
größter Vorsicht behandeln sollten. Größte Vorsicht war dann auch tatsächlich das Motto des Umgangs
mit Carramba - allerdings nur von seiner Seite. Denn Carramba hat so viel Angst, dass er vor seinem eigenen Schatten flieht. In
dem großen Eisbärchen steckt eine zutiefst verschreckte Kinderseele, die sich nach nichts als Geborgenheit und
Sicherheit sehnt. Der große, kleine Kerl hat noch nie etwas anderes kennen gelernt außer Hunger, Durst, Einsamkeit,
Angst und Aggressionen von Menschen gegen Tiere. Er ist in seiner Entwicklung einem Welpen ähnlicher als einem ausgewachsenen
Hund und war anfangs komplett überfordert von all den neuen Eindrücken, die auf ihn einprasselten. Außerdem war
er abgemagert bis auf die Knochen und bestand eigentlich nur aus einer unbändigen Fellmasse. In den ersten Wochen bekam er
dreimal täglich Futter portioniert aus der Hand, denn er schlang alles Fressbare so schnell in sich hinein, dass er es
anschließend sofort wieder erbrechen musste.
Mittlerweile hat er sich gut eingelebt, er frisst wie ein normaler Hund, nimmt täglich ein wenig mehr zu und seine Furcht
vor allem ist einer vorsichtigen Neugier auf Menschen und seine Umgebung gewichen. Er hat immer noch Angst vor allem Ungewohnten,
aber mit einem Leckerli in der Hand kann man ihn binnen kürzester Zeit verzaubern: Dann heftet er sich einem an die Fersen
wie ein Schoßhündchen und nur seine Größe lässt die Vermutung zu, dass er sich in seiner Bestimmung
komplett geirrt hat.
Seit Carramba bei uns ist, hat er noch nie Aggressionen gezeigt, weder gegen Menschen noch gegen die anderen Hunde, die sich vor
seinem Gehege tummeln. Direkt zusammen gekommen ist er mit ihnen allerdings noch nicht. Nach den bisherigen Erfahrungen mit ihm,
vermuten wir, dass er gar nicht so recht weiß, was Aggressionen überhaupt sind. Allerdings bekommt er von uns auch alle
Zeit der Welt, seine Vergangenheit zu vergessen und zu sich selbst zurück zu finden. Er wird nie bedrängt und bestimmt
sowohl Tempo als auch das Maß selbst, mit dem er sich uns und seinen Artgenossen annähern will. Wenn er weiterhin so
behandelt wird, ist die Chance groß, dass er zu demselben liebenswerten und immer freundlichen Naturell findet, das seinen
Namensgeber ausgezeichnet hat und das wir hinter seiner heute noch allgegenwärtigen Furcht vermuten.
Wir werden von Carramba wieder berichten, wenn er längere Zeit bei uns war. Wenn Sie allerdings jetzt schon Interesse an ihm
haben und die Voraussetzungen mitbringen, mit diesem Teddybären und seiner Vergangenheit umzugehen, dann dürfen Sie sich
gern melden. Carramba braucht besondere Menschen, aber er wird auch zu einem besonderen Hund werden. Da sind wir sicher.
1. Juni 2012
Neues von Carramba
Carramba ist nun schon eine Weile im Canile und hat sich prima entwickelt. Er hat viele seiner Ängste abgebaut und begegnet den
ihm bekannten Pflegern mittlerweile mit Vertrauen und sanfter Liebe. Vor allem kann er nun prächtig an der Leine laufen und das
Spazierengehen macht ihm sehr viel Spaß.
Damit der arme Kerl nicht ganz so sehr unter der heißen italienischen Sonne leidet, ist er geschoren worden. Und auch wenn er
damit viel von seinem puscheligen Eisbär-Teddy-Charme eingebüßt hat: Er selbst findet das bei mittlerweile 35 Grad
im Schatten bestens!
Carramba ist so weit, dass er an verständnisvolle und herdenschutzhunderfahrene Menschen vermittelt werden kann. In einem
privaten, ruhigeren Zuhause hat er bei Weitem eher die Möglichkeit, zu seinem wahren, gelassenen Ich zurückzufinden, als
in der Hektik des Tierheimalltags, die ihn nach wie vor etwas verunsichert.
In Carramba steckt ein toller Kerl: Wer traut sich zu, unsere Arbeit fortzuführen und diesen wunderhübschen Rüden
weiter aus seiner schlechten Vergangenheit herauszuschälen? Es lohnt sich!
4. Juni 2012
Noch ein paar Bilder im "Sommerkleid"
Haben wir übrigens schon erwähnt, dass Carramba - trotz seiner immer noch vorhandenen sanften Vorsicht - sich
mittlerweile zu einer richtigen Schmusebacke entwickelt hat? Das soll doch nicht unerwähnt blieben!