Im September 2011 fiel in der Umgebung des Caniles eine außergewöhnlich gezeichnete aber sehr scheue Hündin auf,
die über Tage hinweg versuchte, sich ein wenig Futter in einem Flussbett zu suchen. Sie traute sich nicht in die Nähe
der Menschen, aber es ging ihr offensichtlich nicht sehr gut. Deshalb wurde sie eingefangen und zu uns ins Tierheim gebracht.
Sie war verwahrlost und mager, als sie ankam und ausgesprochen verängstigt. Dabei zeigte sie allerdings keinerlei
Aggression, sie duckte sich nur devot, sobald sich ihr jemand näherte und kauerte demütig in einer Ecke, bis die
Menschen wieder weg waren.
Glücklicherweise hat sie ihre Angst relativ schnell abgebaut und sie entspannt sich nun von Tag zu Tag mehr. Mittlerweile
freut sie sich sichtlich über die Anwesenheit von Menschen, sucht den Kontakt, wann immer ihr das möglich ist und
liegt traurig in ihrem Gehege, wenn niemand Zeit hat, sich um sie zu kümmern. Streicheleinheiten genießt sie sehr
und ihre Freude ist ansteckend, wenn einer der Pfleger kommt und ein wenig Zeit für sie hat. Ausgesprochen wohl fühlt
sich Sydney sich auch, wenn sie unbeobachtet und in ihre Plastikschale gekuschelt liegen kann - man hat das Gefühl, dass
sie vorher noch nie geborgen und in Ruhe schlafen konnte, wenn man sie dabei beobachtet.
Die schöne Hündin wird nie ein Ausbund an Mut werden, sie ist leicht zu verunsichern und braucht Menschen, denen sie
vertrauen kann, um sich sicher zu fühlen. Aber sie ist nie böse dabei sondern nur rührend unterwürfig, wenn
sie Angst bekommt. Eigentlich sollte sie in ihrem Alter fröhlich sein, mit anderen Hunden spielen und mit dem Wind um die
Wette rennen. Aber Sydney scheint diese Unbeschwertheit schon vor langen Zeiten hinter sich gelassen zu haben. Sie ist ein
sanfter, ruhiger Hund, eher leise und unauffällig, es hat bis heute noch niemand ihre Stimme gehört. Oft erinnert sie
an ein Kind, das zu schnell erwachsen werden und zu früh zu viel Verantwortung tragen musste. Eine wirkliche Kindheit hat
Sydney anscheinend nie gehabt und noch ist sie nicht so weit, dass sie das Versäumte nachholen kann.
Mit anderen Hunden ist Sydney anscheinend rundherum verträglich, aber sie baut keine Beziehung zu ihnen auf. Der
freundliche Rüde, mit dem sie mittlerweile zusammen lebt, versucht immer wieder vergeblich, sie zum Spielen aufzufordern.
Sydney möchte "ihren" Menschen, ist aber an anderen Hunden nicht sehr interessiert.
Optimal wäre für Sydney ein ruhiger Haushalt, der ihr besonders in der ersten Zeit genügend Sicherheit gibt, um
ihr verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Ein Haus mit Garten wäre gut, sodass sie anfangs nicht mit zu vielen
neuen Dingen konfrontiert werden muss, sondern sich erst im neuen heimischen Umfeld akklimatisieren kann, bevor sich ihre
Lebenskreise auf die Welt vor dem Zaun erweitern müssen. Wichtig sind für sie viel Zeit, Ruhe, Liebe und Geduld, dann
wird sie sich schnell wohl fühlen und eng an ihre Menschen binden.
Ihre Familie sollte trotz allem aktiv sein und viel Freude an der Bewegung im Freien haben. Denn, wenn Sydney den Schritt ins
neue Leben erst mal gewagt hat, wird sie ausgesprochen bewegungsfreudig sein und gern lange Spaziergänge machen. Ausreichend
Beschäftigung für ihren intelligenten Kopf wird sie ebenfalls benötigen, zumal das auch dazu beitragen wird, ihr
aus ihrer Unsicherheit herauszuhelfen. Wer Interesse an Sydney hat, sollte sich mit den Besonderheiten von Hütehunden
auskennen und genügend Hundeerfahrung mitbringen, um ihr den Weg in ein normales Leben ebnen zu können. Wir sind
sicher, dass sie dann zu einem wundervollen Familienmitglied wird, das viel Freude bereitet.
Sydney ist ins schöne Oberbayern gezogen, nach Traunstein. Dort wurde sie bereits sehnlich erwartet und wird
nun von zwei Hundefreundinnen in ihr neues Leben eingeführt.
Vermittelt im Februar 2012