Ein Leben im Schatten
Gerade einmal sechs Monate alt war Moro, als er 1999 von seinen Besitzern in einem italienischen Massentierheim abgegeben wurde -
ein fröhlicher, verspielter Junghund, vor dem ein schönes Leben hätte liegen sollen. Es sollte er Tag sein, an dem
sein endlos langes Sterben begann.
Die Besitzerin der Hundehölle, in der er gelandet war, hatte an den Tieren nämlich nur ein einziges Interesse: sie sollten
ihr Geld einbringen. Und das taten sie nur, wenn sie in dem Lager drin waren, dort auch blieben und dabei so wenig wie möglich
kosteten. Ihrer Geldgier fiel jede Humanität zum Opfer, vor allem aber das Wohlergehen der ihr anvertrauten Hunde. Diese wurden
unter den grauenhaftesten Bedingungen auf engstem Raum zusammengepfercht, bekamen so wenig Futter, dass sie gerade noch am Leben
blieben, erhielten keinerlei medizinische Versorgung und wurden von Billighilfskräften versorgt, die ihren eigenen Frust
ständig an den wehrlosen Tieren ausließen.
Nachdem Moro das "Welpenhaus" verlassen hatte - ein baufälliges, dunkles und modriges Stallgebäude, in dem die
Ratten die dort lebenden jungen und sehr alten Tiere bei lebendigem Leib anfraßen und der Gestank von parvo-erkrankten, toten
und verwesenden Hunden die Luft verpestete - landete er in einem Massengehege. Hier musste er sich zwischen vielen älteren und
stärkeren Hunden behaupten, die in ihrem Leid und durch den ewigen Mangel an allen lebensnotwendigen Ressourcen aggressiv ihre
Rechte gegen jeden Schwächeren durchsetzten. Moro gehörte zu den Verlierern.
Sein heutiges Wesen prägte sich in den langen Jahren, in denen er versuchte, dort zu überleben. Er wurde zu einem der
Schattenhunde, die sich ganz klein und unauffällig machen, um nicht aufzufallen und um so zu überleben. Als er endlich
gerettet wurde und zu uns ins Canile kam, war er so scheu, dass man ihn nicht anfassen konnte. Er hatte panische Angst vor lauten
Geräuschen und Schüssen und wich anderen Hunden möglichst weit aus. Nur mit seiner Partnerin Afra, zu der er ins Gehege
kam, zeigte er sich bald vertraut. Bis heute liebt er sie sehr, die beiden passen in ihrer sanften, schüchternen Art allerdings
auch zusammen wie Pech und Schwefel. Mit anderen Hunden versteht er sich mittlerweile ebenfalls, er geht jedem Ärger aus dem Weg
und ist selbst immer freundlich. Aber er bleibt auch bei seinen Artgenossen zurückhaltend und sucht keinen näheren Kontakt.
Es hat eine Weile gedauert, bis Moro erfassen konnte, dass sein Leben sich zum Besseren geändert hatte und die Erfahrungen der
Vergangenheit sitzen bis heute tief in ihm. Mittlerweile lässt er sich anfassen und genießt still die Streicheleinheiten
der Pfleger, auch wenn er dabei immer ein wenig vorsichtig ist und den Rückzugsweg im Auge behält. Er bellt nie und hält
sich immer im Hintergrund, aber er hat keine panischen Ängste mehr. Schüchtern wird er immer bleiben, aber so etwas wie ein
sanfter Frieden ist in seinem Leben eingezogen und hat ihm zumindest ein klein wenig Lebensqualität gebracht.
Ob Moro noch jemals die Chance auf ein eigenes Zuhause bekommt, wissen wir nicht. Als vermutlich reinrassiger Deutscher
Schäferhund gehört er zu den Heerscharen von Hunden dieser Rasse, die überall auf der Welt auf ein wenig Liebe warten.
Aber der wunderhübsche und im Wesen so liebenswerte Kerl hat es nicht verdient, völlig unbeachtet auf sein Ende zu warten.
Noch nie hatte er ein weiches Bett zum Schlafen oder leckeres Futter für sich allein. Er kennt keine Wärme im Winter, keine
Geborgenheit, keine bedingungslose Zuneigung eines eigenen Menschen. Noch nie hat er richtig zu spüren bekommen, was es
heißt, geliebt zu werden.
Vielleicht können Sie ihm kein eigenes Heim anbieten. Aber ein wenig Liebe aus der Ferne würde Moros Leben schon gewaltig
verändern. Ein Pate könnte ihm auch über eine weite Entfernung zeigen, dass es etwas anderes gibt, als das trostlose
Dasein, das er bisher fristen musste. Machen Sie sein Leben ein wenig freundlicher, heller: Helfen Sie Moro. Er ist ein so
anrührender Hund, der unseren Schutz und unsere Hilfe, besonders aber auch unsere Liebe verdient hat.
Birgit und Esther stehen schon beide als Patinnen bereit und können es kaum erwarten,
Moro mit Geschenken und Liebe zu versorgen.
Ganz herzlichen Dank dafür.
Zwei neue Bilder vom Mai 2013:
26. Mai 2013
Moro geht an der Leine
Eins muss man dem Monte-Team wirklich lassen: Sie geben nie auf, wenn es darum geht, einem Hund zu helfen. Moro ist ein gutes
Beispiel dafür: Obwohl der Hundebub anfangs komplett scheu war, haben sie ihn mittlerweile mit viel Geduld und Liebe dazu
gebracht, sogar eine Leine zu akzeptieren. Er kann jetzt sehr schön und manierlich spazieren gehen und fängt sogar
an, die Nähe der Menschen und ihre Beschäftigung mit ihm dabei richtig zu genießen. Weiter so, Moro!
Moro |
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Rasse | Deutscher Schäferhund |
Geboren | 1999 |
Größe | ca. 60 cm |
Kastriert | Nicht bekannt. |
Krankheiten | Keine bekannt. Gechipt, geimpft, bei Ausreise auf Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Verträglich mit | Rüden, Hündinnen, Kindern, wenn sie verständig sind; Katzen
kennt er nicht. |
Moro hat seine Koffer gepackt und sich auf die lange Reise nach Deutschland gemacht.
In Nordrhein-Westfalen hat er eine liebe Familie gefunden und darf nun endlich erfahren, wie schön ein Hundeleben sein kann.
Vermittelt im Juli 2013