Als die beiden weißen Wollknäuele von ihren Menschen abgeschoben wurden, waren sie noch Welpen... trotzdem sollte ihr Leben mit
diesem Augenblick bereits enden. Und das, obwohl es noch nicht einmal begonnen hatte.
Die Zweibeiner, die sie an der Pforte des Massenlagers in den Abruzzen (Mittelitalien) abgaben, machten sich keinen Kopf darüber,
was dieser Schritt für die beiden Hunde bedeuten sollte: Eingesperrt in ein kleines Gehege, lebenslang, ohne je die Chance zu bekommen,
es wieder zu verlassen (nicht mal für einen kurzen Auslauf), permanent dem Stress der um sie herum tobenden, völlig gestressten
Hunde ausgeliefert, eingepfercht in dem Höllenlärm, den die enttäuschten Kehlen von 1500 anderen Fellnasen permanent produzieren,
nie eine menschliche Zuwendung, kein Streicheln auf dem Körper, keine ausreichende Versorgung, weder medizinisch noch mit Futter
oder Wasser. Ihr Schicksal sollte es sein, ein Leben in Stress, Trauer und Einsamkeit zu verbringen und das nur, weil irgend jemand
beschlossen hatte, dass sie "über" waren.
Milka und Artù, wie die beiden Geschwister genannt wurden, entwickelten in der feindlichen Umgebung ein enges Verhältnis zueinander - sie
hatten ja sonst niemanden. Wie sie es schafften, trotz ihrer Herdenschutzhundgene und der permanenten Bedrohungen durch gestresste
Artgenossen an ihren Gitterstäben einen so liebenswerten Charakter zu behalten, wie sie ihn heute zeigen, weiß niemand. Vielleicht lag
es daran, dass sie nur sich selbst hatten und einander sehr zugetan waren. Aber sie entwickelten sich zu 2 liebevollen und sehr
verschmusten weißen Riesen, die bis heute offen und mit sanfter Freundlichkeit auf Menschen zu gehen. Sie genießen es, gestreichelt
zu werden und versuchen so sehr, in Kontakt zu Zweibeinern zu kommen, dass sie verzweifelnd bettelnd an den Gitterstäben hängen, sobald
jemand vorbei kommt. Ihre Bestrebungen, ihrem Gefängnis zu entkommen sind so ausgeprägt, dass sich beide im Laufe der Jahre die Vorderzähne
an den Eisenstäben ausgebissen habe.
Aber so sehr sie sich auch anstrengten: Artù und Milka sind seit ihrer Internierung in der Hundehölle nie wieder aus dem Gehege heraus
gekommen, in das sie als Welpen gesperrt wurden. Sie warten bis heute mit großer Sehnsucht darauf, dass jemand sie endlich befreit.
Ihre Artgenossen kennen sie nur durch die Zäune hindurch, sie durften nie frei mit ihnen laufen oder spielen. Ob sie mit anderen
Hunden verträglich sind, können wir daher nicht sagen. Die Leitung des Massenlagers verbietet den direkten Kontakt. Irgend etwas über
die Hunde in Erfahrung zu bringen, ist nahezu unmöglich - es könnte ja ihre Vermittlungschancen verbessern. Die Tiere in dieser Anstalt
sind nur so lange gut und wertvoll für die "Menschen", die ihnen diese Isolationshaft antun, so lange sie in ihren Käfigen
sitzen und so wenig wie möglich kosten... aber jeden Tag bares Geld in die Kassen des Caniles spülen. Sie dienen ausschließlich der
Profitmaximierung ihrer "Besitzer".
Dass die Chancen der beiden auf eine Vermittlung dadurch vernichtend gering sind, ist uns klar. Um so mehr, als die beiden so sehr
aneinander hängen, dass wir ihnen eine Trennung nicht antun möchten: Sie suchen also gemeinsam ein Heim. Aber wir finden, dass kein
Hund der Welt verdient hat, der Profitgier der Menschen geopfert zu werden. Was also könnnen wir ins Feld führen, das für das
Geschwisterpärchen spricht? Eine Tierschützerin, die sich der beiden schon seit einiger Zeit angenommen hat und die sich viel
mit ihnen beschäftigt, erzählte uns von ihnen und beschrieb sie als Hunde mit einem wundervollen Charakter. Beide sollen eher ruhige
Tiere sein und gelassen auf ihre Umwelt und auch auf die Angriffe der anderen Hunde in den Nachbargehegen reagieren. Sie sind
ausgesprochen menschenbezogen und versuchen alles, um zu gefallen.
Milka und Artù bräuchten optimalerweise ein Zuhause bei Menschen mit Herdenschutzhunderfahrung, die über ein großes Grundstück
verfügen, das die beiden vielleicht gar nicht mehr verlassen müssen. Sie sind wie alle Maremmanos eher territorial veranlagt und
kennen nichts im Leben als ihren winzigen Lebensraum - ein eigenes Stück Land zum Bewachen und Menschen die sie lieben und sich mit
ihnen beschäftigen, wäre ihr Traum. Andere Hunde sollte es dort besser nicht geben. Katzen haben sie nie kennen gelernt, wie sie auf
Samtpfoten reagieren wissen wir nicht und können es auch nicht testen. Kinder haben die beiden ebenfalls noch nie gesehen, aber wenn
die schon größer sind, sollten sie von den beiden weißen Riesen durchaus akzeptiert werden.
Dass Milka und Artù Menschen mit einem sehr großen Herzen brauchen, ist uns klar. Aber vielleicht gibt es ja tatsächlich ein
Zuhause, dass den beiden Traumhunden endlich ein lebenswertes Dasein bieten kann? Wir hoffen das so sehr für sie.
Milka und Artù |
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Rasse | Maremmano Abruzzese |
Geboren | ca. 2007 |
Größe | ca. 60 - 65 cm |
Kastriert | Milka ist kastriert, Artù ist bisher unkastriert. |
Krankheiten | Fehlende Vorderzähne, ansonsten keine Krankheiten bekannt, gechipt, geimpft,
bei Ausreise auf Leishmaniose getestet. |
Behinderungen | Keine. |
Milka und Artù haben gemeinsam ein Zuhause in Italien gefunden und konnten so ihrem Gefängnis entfliehen.
Vermittelt im März 2014