Ein großer, alter Maremmano ist Athos und ewig im Canile ist er auch schon. Ungefähr 1995 muss
es gewesen sein, als er kam, dazu auch noch auf eine sehr unschöne Weise: Das Auto, das ihn brachte,
haben wir sogar gesehen, aber nur sehr kurz. Was wir dafür aber mit Entsetzen um so deutlicher sahen,
war eine kleine weiße Fellkugel, die in hohem Bogen aus dem fahrenden Wagen geschmissen wurde und
auf der viel befahrenen Landstraße vor dem Canile landete. Und wie in Zeitlupe sahen wir das
nachfolgende Auto, das über ihn rollte. Eigentlich hätte er tot sein müssen, aber er hat
es überlebt. Verletzt zwar, aber nicht tödlich. Der Tierarzt hat ihn wieder zusammengeflickt
und Athos ist ein fast normaler Hund geworden. Einzig der Umstand, dass er nach jedem 3. Schritt einen
kleinen Balletthüpfer einlegt, erinnert an seine Vergangenheit.
Seitdem hat Athos sich geweigert, das Canile wieder zu verlassen. Er war eine Zeitlang in Italien
auf Distanz adoptiert, aber als die Leute ihn besuchen kamen, hat er sich verzogen, als würde er
befürchten, dass sie ihn mitnehmen wollen. In die Nähe des großen Tores geht er nie,
obwohl er könnte. Nun gehört er schön lange zum Inventar und ist aus Canalba nicht mehr
wegzudenken. Er lebt im großen Rudel und sein Stammplatz ist in der Futterküche hinter den
alten Schlachthaus-Geräten. Dort ist er in der Nähe der Menschen und kann immer mal wieder
eine kleine Portion Streicheleinheiten abholen. Und dort hat er seine Ruhe.
Denn eigentlich ist Athos der Trubel der anderen Hunde meist zuviel. Ein Gemütshund ist er, immer
ruhig und ausgeglichen. Nur wenn ihn eine der anderen Fellnasen mal wirklich nervt, dann sagt er seine
Meinung und kann ungemütlich werden. Aber das kommt fast nie vor, denn akzeptieren tun sie ihn alle.
Kein Wunder bei den Körpermaßen! Und dann gibt es noch was, was ihn ganz fürchterlich nervt
und das sind die Schwalben. Er liegt oder sitzt gern in der Sonne auf der Stufe in den immer offenen
Toren zur Futterküche und wenn die Luftkünstler dort ein- und ausfliegen, um ihre Nester zu
bauen, dann begleitet er ihr Tun mit ausdauerndem genervtem Bellen. Nicht, dass sie sich davon stören
ließen, aber das bremst ihn nicht in seiner Ausdauer.
Ansonsten merkt man von Athos nicht so viel, denn er schläft gern und viel und buhlt nicht gerade
um die Zuneigung der Pflegerinnen. Es reicht ihm, wenn er alle Naslang ein paar Streicheleinheiten
abbekommt und einen Extrahappen vom guten Futter. Aber gerade weil er so genügsam ist und so wenig
Aufhebens von sich macht, möchten wir ihn zumindest zum Patenhund machen. Denn auch er ist
glücklich, wenn sich jemand speziell um ihn kümmert und nach all den langen Jahren hat er es
mehr als verdient, jemanden zu haben, der ihn unterstützt – sowohl finanziell als auch mit hier oder
da einem kleinen Päckchen.
Wer hat ein Herz für den stillen, sanften Riesen?
Als wir nach einem Ersatz für Beethoven suchten, fiel unsere Wahl auf Athos. Dieser friedliche,
alte Maremmano lebt seit langen Jahren im großen Rudel, immer still, anspruchslos und verträglich
mit allen anderen Hunden. Er hat seinen Stammplatz hinter dem Müllbehälter in der Futterküche
und hält von dort aus die Stellung in der Nähe der vollen Kochtöpfe.
Damit wir in Ruhe mit ihm zusammen auspacken konnten, haben wir ihn in das Gehege von Rambino geholt,
einem seiner Gefährten aus dem großen Rudel, der aber mittlerweile auf sein Ende zugeht und
die Ruhe eines eigenen Geheges dem Kampf um Aufmerksamkeit und Futter in der Gruppe vorzieht. Athos war
anfangs etwas verwirrt von der Sonderbehandlung, aber nachdem wir das Paket für ihn geöffnet
hatten, siegte die Neugier über all die neuen Dinge, die er dort fand.


Übrigens ist Rambino natürlich auch nicht leer ausgegangen. Er bekam von den weicheren
Kaustreifen ab, die er noch fressen kann – und auch ein Schweineohr fand noch sein wohlwollendes
Interesse. Auf alle Fälle ist auch sein Tag ist dadurch um einiges schöner geworden.
Und das tat er dann auch lang und genüsslich. Wir dachten schon, er kommt gar nicht wieder hervor, so intensiv nahm er all die
guten Gerüche in sich auf, die ihm entgegen prallten. Aber schließlich hatte er sich entschieden und zog erstmal mit einem
Maul voll Kaustreifen ab - eine bei den Oldies sehr beliebt Leckerei, weil sie so schön weich sind.
In der Zwischenzeit hatten sich in den Nachbargehegen schon die beiden Großen Sancho und Juve auf der einen Seite und die
beiden kleinen Charly und Bionda auf der anderen Seite als Zaungäste eingefunden und wurden natürlich ebenfalls mit einer
Kleinigkeit versorgt, damit sie nicht so traurig zugucken mussten.



Athos, einer unserer würdevollen Alten, einer der heimlichen Könige des großen Rudels, hat in letzter Zeit
sehr abgebaut. Das Aufstehen fällt ihm schon seit Längerem immer schwerer, manchmal musste man schon nachhelfen,
wenn der Untergrund zu glatt war.
Die Flutnacht hat ihr Übriges dazu beigetragen, seinen Zustand noch zu verschlechtern. Seitdem hat er einen Platz vorn
im Büro bezogen, damit er warm liegen kann und immer mitten im Geschehen ist - denn mit dabei zu sein ist für ihn
das Wichtigste. Schwierig wird es, wenn es nun vom Büro vorn nach ganz hinten in die Futterküchen geht, um dort
die Kaffeepause abzuhalten. Die Hunde des großen Rudels sind immer mit dabei und werden in dieser Zeit mit
Streicheleinheiten und hier und da einem Leckerli verwöhnt. Sie genießen diese Zeit sehr. Es wäre undenkbar,
dass Athos nicht mitten unter allen weilt.
.
| Ansprechpartnerin für unsere Patenhunde: |
Silvia Dähler |
| EPost: | silvia.daehler@adoptiere.eu |